Eine Lüge ist bereits dreimal um die Erde gelaufen, bevor sich die Wahrheit die Schuhe anzieht.
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Vanity-Nummern

Unbekannte Nummern?

 

Was ist Vanity?

Unbekannte Nummern? Nein, Vanity-Nummern sind eigentlich genau das Gegenteil von unbekannt. Eine Hilfe für den Verbraucher sollen sie sein, damit dieser sich nicht mehr so viele Telefonnummern zu merken braucht bzw. nicht mehr lange nach einer Telefonnummer suchen muss. Aber wenn man in der Servicewüste Deutschland jemanden nach Vanity fragt, erhält man als Antwort nur ein fragendes Gesicht. Statt kostenloser Vanity-Nummern bekommt man überall nur überteuerte 01805-Nummern genannt, unter denen man dann für 12 Euro-Cent pro Minute erst mal mindestens 5 Minuten in einer Warteschleife hängt. Dabei kann man heutzutage dank der Öffnung des Telekommunikations-Marktes Anfang 1998 schon für 2-4 Euro-Cent eine Minute quer durch Deutschland telefonieren. Sogar ein Anruf in die USA ist mit 3,5 Euro-Cent die Minute billiger als ein Ortsgespräch tagsüber über die Deutsche Telekom. Aber was sind denn nun Vanity-Nummern?

 

Als Vanity-Nummer (oder Vanity-Number auf englisch) bezeichnet man die Notation einer Telefonnummer, bei der diese mit Hilfe von Buchstaben anstelle einzelner Ziffern attraktiver gestaltet wird und so einfacher zu merken ist (Buchstabenwahl). Man wählte den Begriff „vanity“, der aus dem Englischen kommt und „Eitelkeit“ bedeutet, weil es auf einer Visitenkarte oder in der Werbung einfach ästhetischer aussieht, wenn man als Telefonnummer statt einer meist komplizierten Zahlenfolge eine einprägsame, alphanumerische Umsetzung in Namen, also Vor-, Zu-, Firmen- oder Markennamen, oder Begriffe des täglichen Lebens angeben kann. Die Rufnummer als Wort ist vom Erinnerungswert wesentlich höher anzusiedeln, als jede noch so eingängige Zahlenkombination. Die in Deutschland noch wenig verbreiteten und in weiten Kreisen der Bevölkerung noch unbekannten Vanity-Nummern werden in Amerika schon seit 1967 zugeteilt und intensiv genutzt. Sie stellen ein beliebtes Instrument zur Kundenbindung dar und werden daher vor allem in der Werbung eingesetzt. In den Vereinigten Staaten hatte die Einführung der Vanity-Nummern bei den Anbietern eine Steigerung der Anrufzahlen von bis zu 30 Prozent zur Folge. [1] Eine Vanity-Nummer kann einem Unternehmen somit einen deutlichen Wettbewerbsvorteil gegenüber seinen Konkurrenten bringen. Eine ähnliche Entwicklung wie in den USA erwarten Experten auch für den deutschen Markt. [2] Darauf deutet auch eine repräsentative Umfrage hin, der zufolge 84 Prozent aller Verbraucher solche Unternehmen, die eine kostenlose Rufnummer anbieten, für besonders kundenorientiert halten. [3] Die Verbindung der für den Anrufer kostenlosen 0800-Nummer mit einer leicht merkbaren Buchstabenkombination – wie z.B. 0800-COCA-COLA – wird diese Einschätzung weiter festigen. Einige Taxiunternehmen konnten durch eine solche kundenfreundliche Nummer die Zahl der Kundenanrufe und somit ihren Umsatz deutlich steigern, u.a. ein Berliner Taxiunternehmer, der seit Anfang 1998 unter 0800-CAB-CALL zu erreichen ist. Eine Umfrage im Sommer 1999 ergab, dass etwa jedes sechste der befragten deutschen Markenartikelunternehmen in „nächster Zeit“ den Einsatz einer Vanity-Nummer plane; zu dieser Zeit setzten allerdings nur sechs Prozent der befragten Firmen eine solche ein. [4] Dies ist hauptsächlich auf den geringen Bekanntheitsgrad des Verfahrens zurückzuführen: Ein Drittel der befragten Marketingmanager kannten noch nicht einmal den Begriff. [5] Von der Bevölkerung ganz zu schweigen. In den USA hingegen gehören diese Telefonnummern zum Alltag. [6] Dort mussten bereits die zusätzlichen Vorwahlen (Gassen) 888, 877 und 866 vergeben werden, da aufgrund der großen Kundenzahl und Nachfrage für die Vorwahl 800 keine Kapazitäten mehr zur Verfügung standen. Wenn auch diese ausgeschöpft sind, plant die amerikanische Industrie, auch die Gassen 855 und andere „toll free codes“ zu öffnen. [7] Die kostenlosen Telefonnummern sind in den USA sehr beliebt – vor allem in Verbindung mit einer Vanity-Nummer. Sie vermitteln ein kundenfreundliches Image und senken die Anrufhemmschwelle. [8] Sie werden von den Unternehmen aber nicht nur als Marketingmaßnahme und Service für ihre Kunden eingesetzt, sondern auch für ihre Mitarbeiter, die dann von überall bequem und kostenlos ihre Arbeitsstelle anrufen können. Dies spart den Unternehmen teure Hotel-Telefonrechnungen und eine Menge Verwaltungsaufwand. Aber auch der private Gebrauch dieser Nummern wird immer populärer: Eltern beispielsweise geben ihre „kostenlose“ Nummer ihren Kindern, damit diese kostenfrei zu Hause anrufen können – sehr praktisch, wenn diese in einer anderen Stadt studieren. Der Trend zur kostenlosen Vanity-Nummer wird wahrscheinlich auch bald nach Deutschland „überschwappen“. Die DTAG erwartet einen Boom. [9]

 

Wie funktioniert Vanity?

Eine Vanity-Nummer besteht also – wie oben dargestellt – nicht nur aus Zahlen, sondern enthält auch Buchstaben. Natürlich stellt jeder Buchstabe eine Zahl dar, die dann im Endeffekt gewählt wird. Um dies zu ermöglichen, wurden den Ziffern 2 bis 9 Buchstaben zugeordnet, inzwischen der internationalen Empfehlung E.161 Option A (05/95) der Internationalen Fernmeldeunion (ITU = International Telecommunication Union, Genf) folgend. [10] Jeder Zahl sind dabei drei bis vier Buchstaben zugeordnet. Durch den Abdruck der Buchstaben auf oder neben die Tasten der Telefone wird die Eingabe der Buchstaben erleichtert; die Buchstaben können aber auch durch eine Telefonschablone oder einfache Tabelle wie z.B. der folgenden schnell in Ziffern umgewandelt werden:

Für jeden Buchstaben wird diejenige Telefontaste einmal gedrückt, auf der der jeweilige Buchstabe zu finden ist. Die Vanity-Nummer 0800-PORSCHE entspricht somit der Rufnummer 0800‑7677243. Andere Zeichen wie Umlaute oder Sonderzeichen sind in Vanity-Nummern nicht vorgesehen. Umlaute müssen daher – genau wie bei Email- und Internet-Adressen – umschrieben werden (ae statt ä usw.).

Der Vorteil einer Vanity-Rufnummer ist, dass man sie sich leicht merken kann – nicht etwa, dass man sie auf der Telefontastatur besonders leicht tippen kann. Das Auffinden der Buchstaben ist sogar ein wenig mühsam. Aber es ist allemal leichter und auch schneller als die Suche nach der Nummer in einem Telefonbuch oder einer Zeitung, und vor allem billiger als ein teurer Anruf bei einem Auskunftsdienst. Nahezu alle Telefone verfügen heute über Buchstabentasten, ebenso die Telefonzellen. Da es inzwischen mehr Handys als Festnetzanschlüsse gibt, haben sich die Buchstabentasten auch wegen des SMS-Booms schnell durchgesetzt – wobei bei der Buchstabenwahl anders als bei SMS die jeweilige Taste nur einmal gedrückt wird, und nicht z.B. die „5“ zweimal für ein „K“).

 

Zuteilung von Nummern

Für die Zuteilung von Nummern ist seit Beginn der Liberalisierung auf dem deutschen Telekommunikationsmarkt die Bonner Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) zuständig. Die Beauftragung kann direkt beim Betreiber des Telekommunikationsnetzes oder indirekt über einen Diensteanbieter erfolgen.

 

Einsatz von Vanity-Nummern

Prinzipiell kann man aus jeder x-beliebigen Nummer eine Vanity-Nummer machen, nicht nur aus Telefonnummern, sondern auch aus anderen Nummern, indem man einfach für jede Zahl einen entsprechenden Buchstaben nimmt. Auf diese Weise kann man sich z.B. Geheimzahlen besser merken. Bei der Masse an Zahlen, die man sich heutzutage alle merken muss, stellt dies eine angenehme Erleichterung dar, vor allem, weil man sich unter einem Wort ein Bild vorstellen kann. Dem menschlichen Gehirn fällt es relativ leicht, sich an ein klares und deutliches Bild zu erinnern. Das visuelle Gedächtnis ist von Natur aus generell hoch entwickelt. Es fällt schwer, sich an eine abstrakte Definition aus der Physik zu erinnern, die man mal gelernt hat. Wenn man aber die Mona Lisa beschreiben soll, fällt einem garantiert einiges dazu ein, auch wenn man noch nie den Louvre besucht hat. Also könnte man sich z.B. das Passwort 66625472 wählen und merkt es sich einfach als „Mona Lisa“. Oder 27335 als „Apfel“. Auf den Tastaturen der Geldautomaten und bei einer Vielzahl weiterer Geräte in den USA sind aus den oben genannten Gründen schon seit Jahren Buchstaben abgebildet. Man muss allerdings die Möglichkeit haben, die Geheimzahl selbst auswählen zu können. Ansonsten müsste man das unwahrscheinliche Glück haben, z.B. von seiner Bank eine PIN zugeteilt zu bekommen, die zufällig ein sinnvolles Wort ergibt, das man sich leicht merken kann. Dies wird aber meistens nicht so sein, wie man über einen Vanity-Rechner [11] , der aus einer Nummer Worte generiert, leicht nachvollziehen kann. Mit Hilfe eines solchen Rechners kann man leicht testen, ob die eigene Telefonnummer nicht vielleicht ein mehr oder weniger lustiges Wort ergibt. Man kann natürlich auch Buchstaben und Zahlen mischen, wodurch noch mehr Kombinationsmöglichkeiten entstehen, z.B. „123-CASH-2“.

Man kann seine Telefonnummer(n) und Handynummer(n) also als Vanity-Nummer angeben, z.B. auf Briefköpfen, Visitenkarten, etc.. Das macht natürlich nur Sinn, wenn die Nummer ein Wort oder eine einprägsame Buchstabenkombination ergibt.

 

Vanity-Nummern können allen Vorwahlen beigeordnet werden. Sie eignen sich aber besonders für die geschäftliche Verwendung bei Freephone/Freecall®-Nummern (0800/0130) und Shared Cost-Rufnummern (0180x). Auch im Bereich der Premium Rate-Dienste (0900x/0190x) und bei den persönlichen Rufnummern (0700) ist mit einer hohen Nachfrage zu rechnen. Die Länge der Nummer richtet sich nach der Rufnummernart. [12] Die festgelegte Länge einer Telefonnummer ist für die Vanity-Nummern aber kein Hindernis. Zu kurze Firmen- oder Produktnamen können durch hinzufügen von Zahlen, Buchstaben oder Worten auf die erforderliche Länge gebracht werden, z.B. 0800-CALL-BUD, 0800-TAXI-RUF, 0800‑800-SIXT oder 01805-RUF-BMW. Zu lange Namen sind auch kein Problem, da eine Vanity-Nummer auch etwas länger sein kann als die eigentliche Telefonnummer. So entspricht 0700‑VOLKSWAGEN der Rufnummer 0700-8655792436. Die „3“ und die „6“ für das „E“ und das „N“ am Ende können – müssen aber nicht – zusätzlich mitgewählt werden. Zusätzlich gewählte Ziffern/Buchstaben werden von der Vermittlungsstelle einfach ignoriert. Anrufer sind bereits nach Eintippen von „0700-VOLKSWAG“ verbunden. Nur zu lang sollte die Vanity-Nummer nicht sein, da es sonst passieren kann, dass am anderen Ende schon jemand abgehoben hat, während man selbst noch am (Überflüssige-Nummern-)Wählen ist. Auch kann es sein, dass am anderen Ende ein Sprachcomputer abnimmt – wie z.B. beim Telefonbanking üblich –, der die zusätzlich gewählten Zahlen als Eingabe einer Kontonummer/PIN oder als Wahl eines Untermenü auffasst.

 

Eine Service-Nummer kann entweder bundesweit gültig sein, dann wird sie nur ein einziges Mal vergeben, oder aber regional begrenzt werden. Ein Taxiunternehmen oder Pizzadienst in Hamburg hat kein Interesse an Anrufen aus München. Daher ist es für viele Unternehmen sinnvoll, dass sie nur für Anrufer aus ihrer Region erreichbar sind. Inzwischen hat sich eine Reihe von Diensteanbietern auf Vanity-Nummern spezialisiert, die ihren Kunden u.a. vielfältige Routing-Varianten anbieten, die durch intelligente Netze ermöglicht werden. So merkt die erste Vermittlungsstelle, dass es sich bei der gewählten Rufnummer um eine intelligente Rufnummer handelt, und fragt in einer Datenbank ab, was mit dem Anruf geschehen soll, [13] so dass z.B. ein Anrufer aus Hamburg-Altona beim nächstgelegenen Taxiunternehmen „landet“. Die bislang meistgewählte Vanity-Nummer ist die 0800-800-TAXI, unter der bereits seit 1998 in über 350 Vorwahlbereichen das nächste Taxiunternehmen erreicht werden kann.

Wegen der vielen beschriebenen Vorteile der kundenfreundlichen Vanity-Nummern ist zu hoffen, dass sie sich auch in Deutschland noch durchsetzen werden.



[1] Presseerklärung der Deutschen Telekom AG (DTAG) vom 28. Oktober 1998, http://www.dtag.de/untern/aktuell/1998/1028981.htm.

[2] Presseerklärung der DTAG vom 28. Oktober 1998, http://www.dtag.de/untern/aktuell/1998/1028981.htm.

[3] Presseerklärung der DTAG vom 28. Oktober 1998, http://www.dtag.de/untern/aktuell/1998/1028981.htm.

[4] Telecom Handel 18/99 vom 3. September 1999, 19.

[5] Berliner Morgenpost vom 30. Juni 1999, 27.

[6] Telecom Handel 18/99 vom 3. September 1999, 19.

[7] Toll free service facts der FCC, http://www.fcc.gov/ccb/888/888facts.html.

[8] Telecom Handel 17/99 vom 20. August 1999.

[9] Berliner Morgenpost vom 30. Juni 1999, 27.

[11] Z.B. über den auf http://www.vanity-rechner.de, mit weiteren Verweisen.

[13] Computerwoche 31/99, 25.

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